Bei dem Austausch von Kanaldaten über standardisierte Austauschformate wie ISYBAU(-XML) oder DWA-M 150 entstehen häufig Missverständnisse und augenscheinlich werden Netzelemente nicht eingelesen, obwohl diese doch in der Datei enthalten sein sollen.
In diesem Artikel möchte ich zu dem Thema etwas Aufklärung leisten und aufzeigen, wie beim Import mit den cseTools Kanal-Modulen doch noch sinnvolle Informationen aus den Daten geholt werden können.
Konkret soll hier die Funktion „Nicht vorhandenen Stammdaten automatisch erzeugen“ der Importschnittstellen näher erläutert werden. Es ist wichtig zu verstehen, was bei Aktivierung des Hakens passiert und welches Ergebnis erwartet werden kann.
Die als Beispiel verwendete ISYBAU-XML-Datei können Sie sich gerne hier zum Ausprobieren herunterladen. 1010 (ISYBAU2017).xml (rechte Maustaste und „Link speichern unter“).
Im ersten Bild oben sehen Sie, wie das Ergebnis aussehen sollte. Der Schacht 101010 sowie der Gebäudeanschluss sind aber in der XML-Datei nicht enthalten. Das kann z. B. passieren, wenn die Daten aus einer Inspektion kommen und der Befahrer die Stammdaten des GA nicht aufgenommen hat und damit auch nicht liefert.
Würden wir die Datei jetzt so einlesen wie sie ist ohne den Schalter zu setzen, dann sähe das Ergebnis wie folgt aus:
Es würden also nur die beiden Schächte, der Anschlusspunkt (rot eingekreist) sowie zwei Haltungen eingelesen werden.
Aber warum schreibe ich zwei Haltungen, wo doch nur eine zu sehen ist?
Die erste Haltung zwischen 101010 und 101020 wird importiert, da die Stammdaten dieser in der XML-Datei enthalten sind. Da aber der Anfangsschacht der Haltung fehlt, kann sie nicht gezeichnet werden. Über den Datenbankdialog hat man aber Zugriff auf alle Sachdaten des Netzelements und sieht auch, dass der Anfangsschacht fehlt.
In den Modulen Kanalbestandserfassung oder Kanalkataster kann man hier jetzt einen anderen Schacht als Anfangsschacht zuordnen. In der Kanalplanung geht das nicht, da sollte die Haltung dann gelöscht und ggf. neu mit Anfangsschacht konstruiert werden.
Wird beim Import aber der Schalter „Nicht vorhandenen Stammdaten automatisch erzeugen“ aktiviert, dann sammelt das Programm alle verfügbaren Informationen zum Anfangsschacht zusammen und erzeugt diesen automatisch. Auch wenn keine expliziten Daten zu dieser abwassertechnischen Anlage in der XML-Datei enthalten sind.
Konkret sind das in dem Beispiel hier die Bezeichnung sowie die Lage des Schachts.
Mit dem automatisch erzeugten Schacht sieht das Ergebnis dann so aus:
Auch der Verlauf der Anschlussleitung wird jetzt sichtbar. Möglich ist dies, da die Winkelpunkte sowie Rohranschlusspunkte in der ISYBAU-XML-Datei enthalten sind. Der Gebäudeanschluss hat allerdings weiterhin keine Koordinaten, da in der XML-Datei an der Anschlussleitung kein Punkt mit dem Punktattribut „SMP – Schachtmittelpunkt“ enthalten ist.
Über den Button neben den Koordinatenfeldern kann aber die Position jetzt per Tippen auf der Zeichenfläche bestimmt werden. Man könnte z. B. den GA auf die Position des Rohranschlusspunkts setzen.
Wir erleben täglich im Support, dass „da draußen“ die unmöglichsten ISYBAU-XML oder DWA-M 150 Dateien erstellt werden. Es ist also unmöglich, jeden Fall und wie man damit am besten umgeht, hier in einem Artikel abzubilden. Ich hoffe aber, dass anhand des Beispiels erkennbar ist, in welchen Situationen das automatische Erzeugen hilfreich sein kann.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass der Artikel zum Zeitpunkt der cseTools Version 2021, Release 530 erstellt wurde. Im Laufe der Zeit werden die Schnittstellen weiter angepasst und können zu einem späteren Zeitpunkt auch leicht abweichende Ergebnisse bringen.