Screenshot Regenrückhaltebecken mit breitflächigem Überlauf

Der heutige Artikel beschäftigt sich weiter mit der Umsetzung der Modellbildung nach BFR Abwasser. In dieser Reihe vergleichen wir die Modellskizze im Anhang A-1.2 der BFR Abwasser im Kapitel 2.4 ab Seite 10 mit den Möglichkeiten der cseTools Kanalplanung unter AutoCAD / BricsCAD. Das Vorgehen ist aber auch das Gleiche, wenn mit RZI-Tiefbau (WaWiPro) oder den Wasserwirtschaft Pro Modulen unter card_1 arbeitet.

Ganz konkret beschreibe ich die einzelnen Schritte zur Umsetzung und gehe auf Besonderheiten bei der Arbeit mit unserer Software ein. Nicht jedes Detail ist 1:1 umsetzbar, aber es gibt immer genug alternative Möglichkeiten und manchmal auch gar nicht die Notwendigkeit, sich 100% strikt an die Beschreibung in den Modellskizzen zu halten. Letztendlich sind es baufachliche Richtlinien und keine obligatorischen Vorgaben.

Legen wir also los mit der Modellierung eines breitflächigen Zu-/Überlaufs aus einem Regenrückhaltebecken (RRB).

Das mit den cseTools umgesetzte Beispiel steht hier zum Download zur Verfügung: BFR-Abwasser_Skizzen_zur_Modellbildung_cseTools_v2.dwg

Regenrückhaltebecken & Drossel

Screenshot Konstruktion des RRB mit gedrosseltem Abfluss

Hier fällt auch gleich die erste Besonderheit auf. Um dem Datenmodell der cseTools gerecht zu werden, benötigt das Regenrückhaltebecken 101RRB01 einen Schacht als übergeordnetes Bauwerk. Dem also das RRB zugeordnet ist.

Diesen Schacht habe ich genauso bezeichnet wie das Bauwerk und auf den Status „Fiktiv“ gesetzt. Man könnte auch noch das Symbol und den Text ausblenden. Das habe ich aber in dem Beispielprojekt nicht gemacht, damit Sie den Aufbau besser nachvollziehen können.

Beim Erzeugen des RRB über Bearbeiten -> Erzeugen -> Bauwerke -> Speichereinrichtung wird zunächst das Symbol abgesetzt. Diese Position ist auch gleichzeitig der geforderte Koordinatebezugspunkt (KOP). Anschließend wird noch über Bearbeiten -> Erzeugen -> Bauwerkskontur die Kontur des RRB über die Bauwerksrandpunkte (SBW) definiert. Diese SBW und KOP Punkte werden beim Datenaustausch (z. B. via ISYBAU-XML) mit exportiert.

Die innere Kontur (hier: graues Quadrat) sowie die Schraffur ist kein Bestandteil der eigentlichen Netzelemente und hier nur zur Anschauung mit dem CAD eingezeichnet.

Die Drossel 101DR01 soll lediglich eine punktförmige Geometrie haben, also reicht es hier lediglich, das Symbol zu platzieren. Die Drossel wird der Haltung 101RRB01 zugeordnet. Generell gilt, dass Drosseln (genauso wie Pumpen) immer der Haltung zugeordnet werden, auf welche sie wirken.

Topologie der Haltungen

Der dritte Punkt der Hinweise beschreibt die Topologie und Geometrie der Haltungen. Statt die Haltungen in unserer Umsetzung mit dem RRB direkt zu verknüpfen, werden diese als mit dem gleichnamigen Schacht verknüpft.

Ich denke, dieser Punkt sollte relativ klar sein. Über Bearbeiten -> Erzeugen -> Rohranschlusspunkt werden lediglich noch die RAP-Punkte festgelegt.

Screenshot Konstruktion breitflächiger Überlauf

Zur Modellierung des offenen Gerinnes müssen wir hier leicht von den Vorgaben abweichen. Das liegt daran, dass wir einen Schacht nicht vom Typ „GP - Gerinnepunkt“ erzeugen können. Das funktioniert nur bei Anschlusspunkten. Also wird das offene Gerinne 1GP01 als Anschlussleitung erzeugt.

Der Schacht 1GP01 ist auch hier wieder „nur“ eine notwendige, aber fiktive „Zwischenstation“, um die Netztopologie zu gewährleisten. Um die abgehende Leitung korrekt mit diesem Schacht zu verknüpfen, können wir hier leider nicht den Typ „GP – Gerinnepunkt“ verwenden, sondern definieren den oberen Punkt 1GP01 des offenen Gerinnes als „AP – Anschlusspunkt“.

Der letzte Punkt beschreibt den Zu-/Überlauf 101RUE01, welcher als Knotenobjekt „Wehr_Ueberlauf“ mit breitflächiger Geometrie modelliert wird. Über Bearbeiten -> Erzeugen -> Bauwerke -> Wehr platzieren wir zunächst das Bauwerk. Da es in der Modellskizze der BFR Abwasser keinen Hinweis auf einen Koordinatenbezugspunkt (KOP) gibt, ist die Platzierung und Sichtbarkeit des Bauwerksymbols hier nicht wichtig. Wichtig ist aber, dass wir die Bauwerkskontur erzeugen, um die Begrenzungspunkte (SBW) zu definieren. Zugeordnet ist das Wehr der Anschlussleitung 1GP01.

Jetzt haben wir diesen Überlauf nach den Hinweisen modelliert und dabei auch darauf geachtet, dass die Netztopologie eingehalten wird. Das heißt, dass alle Netzelemente auch miteinander verbunden sind. Ansonsten würde z. B. eine hydraulische Berechnung am Regenrückhaltebecken einfach stoppen, weil das Netz keine folgenden Elemente hat. Das ist ja nicht Sinn und Zweck der Modellierung.

Im nächsten Teil schauen wir uns das Beispiel 2.6.3 mit einem Regenüberlauf innerhalb eines flächenförmigen Schachts an.